Agriotes - Saatschnellkäfer

Viele Vertreter der Gattung Agriotes besitzen eine Bedeutung als Schaderreger in landwirtschaftlichen Kulturen. Die Schäden werden durch die Larvenstadien verursacht, die im Boden an Samen, Keimlingen, Wurzeln und Erdfrüchten fressen. Insbesondere im Kartoffelbau können ganze Partien durch diesen Drahtwurmfraß und sekundäre Pilzerkrankungen (Dry Core) für die Vermarktung unbrauchbar werden.

Den abgebildeten Gestreiften Saatschnellkäfer Agriotes lineatus fand ich an vielen Orten in meinem Einzugsgebiet. Die Drahtwürmer dieser polyphagen Art entwickeln sich über 3-5 Jahre im Boden. Frühe Larvenstadien ernähren sich von Humusbestandteilen. Mit fortschreitender Larvalentwicklung werden schließlich lebende Pflanzenteile gefressen. Die Wurzeln oder Sprossteile der Nahrungspflanzen werden anhand von CO2-Unterschieden aufgespürt. Diesen Umstand macht man sich neuerdings für die Bekämpfung mit Ködermitteln zu Nutze.

Eier und Drahtwürmer sind gegen Austrocknung empfindlich. In luftausgesetzten, abtrocknenden Bodenschichten sterben sie ab. Daher erfolgt die Eiablage bevorzugt unterhalb von Blättern in ungestörter Vegetation (z. B. Grasland). Feuchtehaltender Dung wirkt gleichsam attraktiv auf legebereite Weibchen. Auch die zyklischen Wanderungen der Drahtwürmer während des Sommers in tiefere Bodenbereiche tragen dem Feuchtebedarf Rechnung. Demzufolge sind Fraßschäden primär im Frühjahr und Herbst zu verzeichnen. Unter Beregnung kann sich dieser Effekt jedoch vermindern. Für Mais und Kartoffeln bestehen Schadschwellen von 2 bzw. 6 Drahtwürmern/m².

Die hohe Austrocknungsempfindlichkeit ergibt einen wichtigen Ansatzpunkt für die Bekämpfung durch eine trocknungsfördernde Bodenbearbeitung im Herbst. Eine Bearbeitung oder Vegetationsfreiheit zur Eiablage im Mai-Juli ist nur bei Brache zu verwirklichen. Der Gestreifte Saatschnellkäfer überwintert als Imago am Boden.

Im Mai fand ich auf einer Wiese in Wichmannsdorf einen weiteren Vertreter der Gattung Agriotes. Nach derzeitigem Bestimmungsstand handelt es sich um A. obscurus. Auch bei diesem Schnellkäfer entwickeln sich die Larven im Boden an Pflanzenwurzeln u. a. an Kulturarten. Sie benötigen für die Entwicklung 2 Jahre.

Literatur:
Willner, Wolfgang: Taschenlexikon der Käfer Mitteleuropas. 1. Aufl. Wiebelsheim: Quelle und Meyer, 2013
Harde, Wilhelm: Severa, Frantisek: Der Kosmos Käferführer - Die mitteleuropäischen Käfer.3. Aufl. Stuttgart: Kosmos, 1988
Trautner, Jürgen et al.: Käfer - beobachten - bestimmen. 1. Aufl. Melsungen: Neumann-Neudamm, 1989
Reitter, Edmund: Fauna Germanica - Die Käfer des Deutschen Reiches. 5 Bände, Stuttgart K. G. Lutz 1908 - 1916, Digitale Bibliothek Band 134, Directmedia Publishing GmbH, Berlin 2006
Albert, Reinhard; Schneller, Harald: Werden Schnellkäfer in der Landwirtschaft zum Problem? URL: http://www.lel-bw.de/pb/site/lel/get/documents/MLR.LEL/PB5Documents/lel/Werden%20Schnellk%C3%A4fer%20in%20der%20Landwirtschaft%20ein%20Problem%
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Ritter, Claudia; Katroschan, Kai-Uwe: Möglichkeiten der Bekämpfung
von Drahtwürmern (Agriotes spp.) im Gemüsebau. URL: http://www.landwirtschaft-mv.de/cms2/LFA_prod/LFA/content/de/Fachinformationen/Gemuesebau/Pflanzenschutz/Moeglichkeiten_der_Bekaempfung_von_Drahtwuermern_im_Gemuesebau/2011_10_Mglichkeiten_der_Bekmpfung_von_Drahtwrmern
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