Saperda - Pappelbockkäfer u. a.

 

 

Den Großen Pappelbock, Saperda carcharias konnte ich bislang nur selten beobachten. I. d. R. fand ich tote Tiere, die vermutlich als Lichtanflug verendet waren. In Hagenow, Neubrandenburg und Evershagen lagen die Fundplätze ausschließlich in der Nähe von Pappelbeständen. Das abgebildete Exemplar entdeckte eine Kollegin am Morgen sterbend auf der Terrasse ihrer Ferienwohnung in Remagen.

Die Imagines des Großen Pappelbocks schwärmen ab der Dämmerung um die Kronen der Brutbäume, wo der Reifungsfraß an Blättern erfolgt. Zur Eiablage werden an Pappeln (Populus spec.), Espen (Populus tremula) oder Weiden (Salix spec.) Stellen mit dünner Rinde, z. B. an den Stämmen von lebenden Jungbäumen oder im Kronenbereich aufgesucht. Infolge der Fraßtätigkeit im Holz weisen befallene Jungbäume häufig einen gekrümmten Stammwuchs auf. Die Larvalentwicklung dauert zwischen zwei und drei Jahren.

An frisch gefälltem Eichenholz entdeckte ich im Sommer 2011 einen unserer schönsten Bockkäfer, den Leiterbock, S. scalaris. Die herrliche gelbe Leiterzeichnung scheint ählich wie bei den Wespenbockkäfern als abschreckendes Mimikri zu wirken. Vor allem im Sanitzer Forst findet sich der Käfer noch relativ häufig.

Im Gegensatz zur vorherigen Art entwickeln sich die Larven des Leiterbocks polyphag unter der Rinde verschiedener abgestorbener Laubgehölze bzw. Laubholzteile. Auch diese Art benötigt für die Entwicklung zwei bis drei Jahre.

Am Abend eines fruchtlosen Tages ging ich über die Felder bei Sanitz. In einem kleinen Espenhag, dann die Überraschung: Ein Weibchen des seltenen Gefleckten Pappelbocks, S. perforata [RL D 2, RL M-V 4]. Ich hatte diesen schönen Bockkäfer noch nie vorher gesehen. Das Weibchen flog direkt vor mir an einen Espenstamm nagte eine Öffnung in die gefurchte Rinde und legte ein Ei in den Stamm. Durch meine Anwesenheit beunruhigt, entschwand der Käfer jedoch bald wieder in die Kronen.

Ähnlich wie die Imagines des Pappelbocks, schwärmen die Käfer um die Kronen der Brutbäume an deren Blättern auch der Reifungsfraß erfolgt. Die Larven entwicklen sich mehrjährig in Espen oder Weißpappeln.

Der Gefleckte Pappelbock wird in der Roten Liste der Bundesrepublik in der Kategorie 2 - stark gefährdet geführt. In M-V gilt die Art als potenziell gefährdet. Hauptgrund für die Gefährdung dürfte das Fehlen geeigneter Brutbaumbestände aus den forstlich wenig geliebten Weichhölzern, wie Zitter- (Populus tremula) und Weißpappeln (P. alba), sein.  

Literatur:
Willner, Wolfgang: Taschenlexikon der Käfer Mitteleuropas. 1. Aufl. Wiebelsheim: Quelle und Meyer, 2013
Harde, Wilhelm; Severa, Frantisek: Der Kosmos Käferführer - Die mitteleuropäischen Käfer.3. Aufl. Stuttgart: Kosmos, 1988
 Trautner, Jürgen et al.: Käfer - beobachten - bestimmen. 1. Aufl. Melsungen: Neumann-Neudamm, 1989