Leptinotarsa - Kartoffelkäfer

 

Auf den Flächen um den Sanitzer Forst werden durch Landwirtschaftsbetriebe und ein Züchterhaus wiederkehrend Kartoffeln angebaut, deshalb sind hier regelmäßig Kartoffelkäfer Leptinotarsa decemlineata anzutreffen.

Der attraktive, ursprünglich aus den Rocky Mountains stammende Käfer, ist unsere bekannteste invasive Insektenart. Am Ursprungsort entwickelte sich L. decemlineata an der Büffelklette Solanum rostratum. Mit dem Vordringen des Kartoffelanbaus in den amerikanischen Westen, kam es zu einem Wirtswechsel auf die Kartoffel und mit diesem schließlich zur Einschleppung des Käfers nach Europa. Neben Kartoffeln nutzt die Art auch andere Solanaceen, wie alkaloidarme Tomaten und Tabake, Auberginen, Bittersüßen Nachtschatten, Bilsenkraut und Tollkirschen als Wirtspflanzen. 

Schon in den 1870er Jahren gab es erste Funde des Käfers in Mitteleuropa. Bereits nach dem ersten Weltkrieg hatte sich die Art fest in Deutschland etabliert und wird seitdem intensiv bekämpft. Als Kind ging auch ich noch auf das Grabeland des Großvaters, um dort nach der einfachsten Methode der Insektenbekämpfung, Larven und Käfer abzusammeln.

Nach Jahrzehnten der chemischen Populationskontrolle, werden beim Kartoffelkäfer zunehmend Resistenzen gegen Insektizide, insbesondere gegenüber den aktuell applizierten Pyrethroiden, festgestellt. Auch für transgen erzeugte BT-Kartoffeln wurden bald Resistzenzen beobachtet. Die wirtschaftliche Schadschwelle für eine Bekämpfung liegt derzeit bei 20 Larven oder 1-2 Käfern je Kartoffelpflanze.

Neben der chemischen Bekämpfung, können Laufkäfer, Vögel und andere Insektenfresser als wichtige Prädatoren die Larven dezimieren. Welche Arten hierfür infrage kommen, muss jedoch genau beachtet werden. Die Warnfärbung des Käfers signalisiert, dass L. decemlineata aus der Futterpflanze Alkaloide (Solanin, Chaconin) gegen Fressfeinde einlagert, so dass keine generelle Prädatorenschaft abgeleitet werden kann.

Der Kartoffelkäfer bringt bei uns bis zu zwei Generationen hervor, von denen die zweite nur in günstigen Jahren entsteht. Die Art überwintert als Imago im Boden.

Literatur:
Willner, Wolfgang: Taschenlexikon der Käfer Mitteleuropas. 1. Aufl. Wiebelsheim: Quelle und Meyer, 2013
Harde, Wilhelm; Severa, Frantisek: Der Kosmos Käferführer - Die mitteleuropäischen Käfer.3. Aufl. Stuttgart: Kosmos, 1988
Trautner, Jürgen et al.: Käfer - beobachten - bestimmen. 1. Aufl. Melsungen: Neumann-Neudamm, 1989
Klausnitzer et al.: Die Bockkäfer Mitteleuropas. Cerambycidae. Die Neue Brehm-Bücherei (Band 499), Wittenberg Lutherstadt 1978
Edmund Reitter: Fauna Germanica - Die Käfer des Deutschen Reiches. 5 Bände, Stuttgart K. G. Lutz 1908 - 1916, Digitale Bibliothek Band 134, Directmedia Publishing GmbH, Berlin 2006

Hoffmann, Günter Martin; Schmutterer, Heinrich: Parasitäre Krankheiten und Schädlinge an landwirtschaftlichen Kulturpflanzen. 2. Aufl. Stuttgart: Eugen Ulmer, 1999