Papilio - Schwalbenschwanz

 

 

 

 

 

 

Der Flug der Ritterfalter, zu denen der Schwalben-schwanz, Papilio machaon [RL D 0; RL MV 3] gehört, ist durch seine Leichtigkeit und Eleganz einmalig. Gerade in den Aufwinden, der zum Hilltopping (Gipfelbalz) angesteuerten Berge und Hügel, zeigen die Falter ihre besonderen Flugkünste. Das Hilltopping dient der Geschlechterfindung punktuell weit in der Fläche verteilter Schmetterlingsarten, wobei die stärksten Männchen primär zur Mittagszeit an den markanten Geländepunkten die besten Positionen erstreiten, um Weibchen abzupassen. Eine interessante Frage bleibt diesbezüglich, ob die Art in Städten des Flachlands hohe Gebäude zum Hilltopping nutzt, da hier kaum natürliche Anhöhen zur Verfügung stehen.

Den ersten Falter (l. o.) fotografierte ich im Mai 2010 zur Mittagszeit in der Rostocker Innenstadt auf einer reich mit der gerne als Raupenfutterpflanze genutzten Wilden Möhre (Daucus carota), bewachsenen Baubrache. Neben Wild- und Kulturmöhren werden Dill (Anethum graveolens) , Petersilie (Petroselinum crispum), Fenchel (Foeniculum vulgare) und weitere Doldengewächse besiedelt. Ich selbst habe die Art bislang an Möhren und Fenchel gefunden.

Der Schwalbenschwanz fliegt in zwei Generationen von Ende April - Mitte Juni und Mitte Juli - August. Er ist wie kein anderer heimischer Falter an Ruderalflächen, temporäre Brachen sowie naturbelassene Gleis- und Straßenränder gebunden. Gleichzeitig ist er in begrenztem Umfang Kulturfolger unserer Gärten. Die Eiablage soll bevorzugt an Pflanzen über freien Bodenstellen erfolgen, um die bessere Erwärmung für die Raupenentwicklung zu nutzen. Gartenbeete erfüllen diese Voraussetzung u. a. perfekt. Übermäßige Pflege (Mahd) der o. g. natürlichen Hauptreproduktionsflächen zerstört Raupen und an der Futterpflanze überwinternde Puppen.

Inzwischen musste P. machaon in die Rote Liste Mecklenburg-Vorpommerns mit dem Status 3 = "gefährdet" aufgenommen werden. Neben dem Verlust und der Fehlnutzung benötigter Biotope, sollte auch der von Imkern immer wieder angezeigte Blühpflanzenmangel der Kulturlandschaft aus der Sicht der Lepidopteren betrachtet werden. Statistiken des Artenrückgangs ohne sich ableitende konkrete Schutzmaßnahmen werden unsere Großschmetterlinge nicht retten!

Kleingärtner, die am Möhrenkraut, Fenchel oder Dill die grüngestreifte Raupe finden, sollten den Schutzstatus des Falters respektieren und ihn gewähren lassen, der Fraßschaden ist ohnehin nur gering.
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Mehr als eine Stunde verfolgte ich 2014 den Schwalbenschwanz beim Hilltopping in den Kösterbecker Hügeln. Der Falter setzte sich weder nieder, noch fand er die gesuchten Artgenossen. Schließlich versuchte ich ihn im Flug festzuhalten und die Bilder r. o. entstanden.
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2016: Völlig unerwartet entdeckte ich zur Mittagszeit auf einer Waldwiese (!) im Sanitzer Forst einen Schwalbenschwanz. Er saugte kurz an Kohldistelblüten, verweilte einige Sekunden flach im Gras und verschwand wieder über den Baumkronen.
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Bei einem Morgenspaziergang auf den Boddenwiesen beobachtete ich 2018 einen ausgiebig am Hieracium saugenden Falter. Nach meinen Erfahrungen folgt die Art gerne Wasserläufen zu den Hilltoppingplätzen. Darüber hinaus scheint ein funktionell strukturierter Tagesrhythmus vorzuliegen.
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Im Mai 2019 zeigte sich erneut ein Falter auf der Waldwiese im Sanitzer Forst. Um sich zu erwärmen, drückte er sich flach an eine freie Bodenstelle (Maulwurfshügel).
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Durch einen netten Hinweis, für den ich mich herzlich bedanke, konnte ich im Juni 2019 endlich Schwalbenschwanz-Raupen in einem Garten in Schwerin fotografieren. Diese fanden sich in gleich vier Exemplaren in einer hohen Fenchelstaude.

Literatur:
Settele, Josef et al.: Schmetterlinge - Die Tagfalter Deutschlands. 2. Aufl. Stuttgart: Ulmer, 2009
Bellmann, Heiko: Der neue Kosmos Schmetterlingsführer - Schmetterlinge, Raupen und Futterpflanzen.2. Aufl. Stuttgart: Kosmos, 2009
Söderström, Bo: Svenska fjärilar - En fälthandbok. 1. Aufl. Stockholm: Bonniers, 2006
 Tolman, Tom; Lewington, Richard: Schmetterlinge Europas und Nordwestafrikas. 2. Aufl. Stuttgart: Kosmos, 2012

Funddaten:

.05.2010| 22.07.2014
.05.2010| 22.07.2014
 -              | 28.07.2016