Lucanus - Hirschkäfer, Feuerschröter

An einem Sommerabend sah ich auf dem Karlsplatz in Eisenach ein großes Insekt in einer beleuchten Bushaltestelle gegen die Glasscheiben fliegen. Zunächst dachte ich an einen Schwärmer, bei näherem Hinsehen dann die Überrraschung: es war ein Hirschkäferweibchen Lucanus cervus. Offenbar hatte sich dieses durch das Licht angelockt, in die Innenstadt verflogen.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich unseren größten Käfer nur in Bulgarien in den Eichenwäldern an der Kamtschija beobachtet.

Der Hirschkäfer wird in der Bundesrepublik in der Roten Liste 2 "stark gefährdet" geführt. Der Art fehlt vielerorts, das für die 5-8 Jährige Larvenentwicklung benötigte Totholz, insbesondere die primär besiedelten, braunfaulen Eichenstubben. Inzwischen weiß man, dass die Stubben im Winter gefällter Eichen nicht die erforderliche Braunfäule hervorbringen.

Die Imagines fliegen in der Dunkelheit und besuchen Baumwunden, um Saft zu lecken. Mit den geweihartig vergrößerten Mandibeln kämpfen die Männchen um die Weibchen.

Literatur:
Willner, Wolfgang: Taschenlexikon der Käfer Mitteleuropas. 1. Aufl. Wiebelsheim: Quelle und Meyer, 2013
Harde, Wilhelm; Severa, Frantisek: Der Kosmos Käferführer - Die mitteleuropäischen Käfer.3. Aufl. Stuttgart: Kosmos, 1988
Trautner, Jürgen et al.: Käfer - beobachten - bestimmen. 1. Aufl. Melsungen: Neumann-Neudamm, 1989
Klausnitzer et al.: Die Bockkäfer Mitteleuropas. Cerambycidae. Die Neue Brehm-Bücherei (Band 499), Wittenberg Lutherstadt 1978
Edmund Reitter: Fauna Germanica - Die Käfer des Deutschen Reiches. 5 Bände, Stuttgart K. G. Lutz 1908 - 1916, Digitale Bibliothek Band 134, Directmedia Publishing GmbH, Berlin 2006
 Schmidl, J. (2003): Die Mulmhöhlenbewohnende Käferfauna alter Reichswald-Eichen; Artenbestand, Gefährdung, Schutzmaßnahmen und Perspektiven einer bedrohten Käfergruppe. Unveröffentlichtes Gutachten im Auftrag des Bundes Naturschutz, Nürnberg.